Internationaler Tag der Vermissten – Gesichter des Celler DRK-Suchdienstes
Suchdienst seit über 150 Jahren eine Kernaufgabe des DRK
Selbst das Internet stößt an seine Grenzen, wenn es um die Suche nach vermissten Menschen in der Folge von bewaffneten Konflikten, Flucht, Vertreibung, Katastrophen und Migration geht. Die erste Anlaufstelle für Angehörige, die von Familienmitgliedern getrennt wurden, ist das WorldWideWeb, liefert dieses keine Ergebnisse, kommt das Rote Kreuz ins Spiel, das auf sein weltweites Netzwerk der nationalen Gesellschaften von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond sowie sein Internationales Komitee in Genf zurückgreifen kann. „Der Suchdienst ist seit über 150 Jahren eine Kernaufgabe der Rotkreuz- und Halbmondbewegung. Jedes Jahr gehen hier weltweit tausende Anfragen ein“, berichtet Christiane Maahs.
Hinter jeder Anfrage verbirgt sich ein menschliches Schicksal, worauf der weltweit begangene Internationale Tag der Vermissten am 30. August die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit lenken soll. Christiane Maahs ist beim DRK-Kreisverband Celle die zuständige Fachfrau für den Bereich: „Viele verbinden das Thema immer noch mit dem Zweiten Weltkrieg, hier gibt es durchaus auch noch Bedarf, Schicksale zu klären, aber dieses sind nur noch Einzelfälle.“ Im Vordergrund steht mittlerweile die Familienzusammenführung von Spätaussiedlern und Menschen aus Kriegsgebieten. „Wer hier zuerst an die Ukraine denkt, irrt“, sagt Maahs. Insgesamt sind bei ihr derzeit mehrere Fälle im Rahmen der Vereinigung von Verwandten aus Nordafrika in Bearbeitung. Oft dauert es Jahre, bis sich Familien wieder in die Arme nehmen können. In fünf Fällen wissen in Celle und Umgebung ansässige Menschen mit Fluchtgeschichte überhaupt nicht, wo Angehörige sich aufhalten könnten. „Dann wird international, häufig mit Hilfe von Fotos und der Online-Datenbank ‚Trace the Face‘, gesucht“, berichtet die Celler Expertin aus ihrem Arbeitsalltag und betont: „Selbstverständlich helfen wir kostenfrei.“
Geht es um den Suchdienst, hat die hauptamtlich tätige DRK-Mitarbeiterin nur eine Kollegin. Susanne Zache verantwortet eine andere Form der Vermisstensuche, die die zweite, und zwar die ehrenamtliche, Säule des traditionellen Aufgabengebietes bildet. Bei Katastrophen und sogenannten Großschadenslagen fungiert Zache vor Ort als Personenauskunftsstelle, die den Bereitschaften des DRK-Kreisverbandes zugeordnet ist. „Ich habe noch heute die Namen der vermissten Menschen im Kopf“, blickt das langjährige DRK-Mitglied mit Ortsverein Hohne zurück auf das ICE-Unglück in Eschede im Jahr 1998. Verzweifelte Familienangehörige sind dankbar, wenn sie in ihrer Not einen Ansprechpartner finden. „Leider können wir häufig nicht mehr als Gewissheit geben“, berichtet Susanne Zache. Aber dieses sei für die Betroffenen sehr wichtig. „Sie wollen Klarheit darüber haben, was mit ihren Angehörigen passiert ist. Die Ungewissheit macht die Menschen kaputt.“
Eine schwierige Aufgabe, die gut vorbereitet sein will, z.B. in Form der monatlichen Zusammenkünfte im DRK-Katastrophenschutz-Zentrum in Westercelle, Zur Fuchsfarm 2. Susanne Zache freut sich über Interessierte: „An jedem ersten Mittwoch im Monat um 19:30 Uhr treffen wir uns. Jeder kann mitmachen, das Alter oder Vorkenntnisse spielen keine Rolle. Die Aufgaben in der Personenauskunftsstelle sind vielfältig, da ist für jeden etwas dabei.“
Wer Interesse hat, meldet sich bitte bei der Geschäftsstelle des DRK-Kreisverbandes Celle: www.drkcelle.de
Text und Foto: Anke Schlicht