Schon die Kleinsten lernen Erste Hilfe mit Selbstschutzelementen (EHSH)
Sicherheit und Erste Hilfe für Kinder
Was darauf steht, können sie noch gar nicht lesen, denn sie sind Kindergarten-Kinder, aber die Urkunde, die ihnen bescheinigt, dass sie erfolgreich eine Unterrichtseinheit absolviert haben, halten sie stolz in ihren Händen und werden sie nach Kita-Schluss zu Hause präsentieren.
Heute Morgen gab es bei der 5- bis 6-jährigen „Wackelzähnen-Gruppe“ (Gruppe der zukünftigen Schulanfänger) in der DRK-Kita Drachenburg eine Abweichung vom üblichen Verlauf des Vormittags. Auf der Agenda stand „Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten (EHSH)“, wie das vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe aufgelegte Programm offiziell heißt. Ist das denn schon etwas für die Jüngsten, mag sich manch Interessierter fragen. Ja, ist es tatsächlich: Denn die Ausbildung richtet sich in Form von unterschiedlichen Modulen an alle Altersgruppen unserer Gesellschaft – vom Kindergartenkind bis zum Senior und der Seniorin. Die Bevölkerung soll in die Lage versetzt werden, im Fall von größeren Notlagen oder auch Katastrophen sich selbst und anderen zu helfen bis professionelle Hilfskräfte eintreffen. Die Anforderungen gehen über die Erste-Hilfe-Leistungen im Alltag hinaus, daher der Zusatz „SH“.
Bei den Jüngsten lässt sich dieses Ziel natürlich nur in kleinstem Umfang und ausschließlich spielerisch umsetzen. „Die Kinder werden hellhörig bei Feuerwehr, Krankenwagen und Polizei, sie interessieren sich dafür“, berichtet der hauptamtliche Erste-Hilfe-Ausbilder beim Deutschen Roten Kreuz, Alexander Litau. Er ist heute mit dem Modul „Sicherheit und Erste Hilfe für Kinder“ in der Hohner Einrichtung zu Gast und hat den elf „Wackelzähnen“ mit ihrer Erzieherin Nicole einen Teppich mitgebracht, der eine Szenerie rund ums Retten und Helfen abbildet. Von Polizei über Technisches Hilfswerk bis zum Deutschen Roten Kreuz und vielem mehr ist alles dabei. Allein die Motive des Teppichs regen die Jungen und Mädchen zum Erzählen an, was sie alles schon erlebt haben: Geschwister, die aus dem Einkaufswagen gefallen sind, Besuche mit Mama und Papa in der Notaufnahme oder: „Mein Papa ist Feuerwehr!“ Litau hört geduldig zu und stellt zwischendurch einige Fragen wie „Welche Nummer wählt Ihr, um die Feuerwehr zu rufen? Und wie erreicht Ihr die Polizei?“ oder „Löscht die Feuerwehr nur Brände oder hat sie weitere Aufgaben?“ Das Stichwort „Unfall“ fällt und schon holt der Rotkreuzler eine Wärmedecke aus dem Koffer, die jedem Kind umgelegt wird, um zu erfahren, was sie bewirkt. Ein wichtiger Punkt der Erstversorgung ist abgearbeitet, weiter geht es mit dem Anlegen von Verbänden. Die Kinder versorgen imaginäre Wunden, die sie vorzugweise bei ihrer Erzieherin Nicole und ihrem Ausbilder Alexander ausmachen. Die Phantasie der „Wackelzähne“, was man mit Verbandsmaterial so alles anstellen kann, ist unerschöpflich. Spielerisch sind sie herangeführt worden an ein ernstes Thema. Erzieherin Nicole ist sich sicher: „Das bleibt den Kindern im Kopf, sie werden es in Erinnerung behalten und zu Hause erzählen.“
Text und Fotos: Anke Schlicht